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Höhenprofil
Legende: Rot: Motorrad /Orange: Auto
Impressionen
Gefahrene Route
Iran:
Städte
Bazargan; Maku; Khoy; Urmia; Tabriz; Mahneshan; Hampa; Dandi; Zanjan; Quazvin; Tonekabon; Chalus; Tehran; Qom; Kashan; Esfahan; Persepolis; Shiraz; Bandar Genev; Bandar Mahsahar; Sush; Khoramabad; Yazd; Bam; Zahedan
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Griechenland: Mutige Mönche + keine Kupplung
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Zur Bildergallery Iran / Persien
Pakistan: Belutschistan "Area ist not clear"
Kamele unterwegs in der lebensfeindlichen Wüste Lut nahe Zahedan
Die einstige glorreiche Altstadt Bam die 2003 bei einem schweren Erdbeben mit 30000 Toten in der Region fast völlig zerstört wurde ist noch nicht wieder aufgebaut.
Durchgebrochen! Für ein paar Euro wird der Rahmen geschweisst
und weiter geht´s
Im Silk Road Hotel /Yazd gabelten wir Max auf. Die Tochter einer französischen Familie on the Road  wäre wohl gerne mitgefahren.
Prächtige Kuppeln so weit das Auge reicht. Yazd eine bezaubernde Stadt.
Zu Gast im Normadenzelt. Ein Feuer von Zauberhand und schnell wurde vor unseren Augen frischer Tee zubereitet
Im irakisch- iranischen Grenzgebiet gibt es riesige Erdölfelder deren Gasüberschuss Tag und Nacht abgefackelt wird
Angekommen am persischen Golf bei Bandar Ganevh
Im Shah-Cheragh-Heiligtum in Shiraz sind die weiss verkleideten Deutschen (Corinna und Mutter) die Attraktion
Persepolis eine der wichtigsten Hauptstädte des Perserreiches unter den Achämeniden
Gleissendes Sonnenlicht, spiegelnd in bewegtem Wasser machen die Plätze Isfahans  zum Schauspiel
Khaju Die 33-Bogen- Khaju Brücke in Isfahan
Isfahan die funkelnden Lichter der Stadt zeigen die wahre Schönheit. Scheich-Lotfollāh-Moschee am Meidān-e Emām
Aus Alt mach Neu. In die Jahre gekommene Teppiche werden einfach mit ultrascharfen Messern die oberste Schicht genommen. Eine unglaublich zeitaufwendige Arbeit
Das Ergebnis unserer Gewaltaktion der lezten Bergetappen kann sich sehen lassen. Gleich fünf gebrochene Speichen auf einmal!
Wahnsinn. Nach einer harten Schlacht mit Mensch und Maschine sind wir endlich ganz oben völlig alleine auf dem 3200m hohen Pass. Improvisierten Spanngurten als Schneeketten sei Dank
Das Elburs-Gebirge mit viel Schnee auf den Spitzen und dem dahinterliegenden kaspischen Meer direkt vor uns. Diese Höhe zu überwinden verlangte uns die darauffolgenden 2 Tage alles ab
Dampfendes Wasser am Feuertempel Takht-e-Soleyman
Berglandschaften: Hinter jeder Kurve ein neues Naturschauspiel
Fahrt über die Salzebene des Orumiyeh Stausee bei Sonnenuntergang
Im Kurdengebiet mit Blick auf die christliche Marienkappele. Sie wurde für den unten angelegten Stausse einfach auf den Berg umgesetzt
Auf einen Schlag mehrfacher Multimillionär.
Lilly beim türkischen Zoll.
Iran / Persien
Ein Land gefangen zwischen Religion und Moderne
Was haben wir nicht alles gehört! Man sollte doch tunlichst nicht in den Iran fahren und es gab noch viele andere geglaubte Annahmen noch nie dortgewesener mehr. Ab jetzt sollte es ja, dank dauerhafter negativ Presse, richtig unsicher und gefährlich werden. Wie falsch es war auf die allgemein angenommene Meinung zu hören, lernten wir sehr schnell.
 
Komplizierterweise besteht allerdings für alle Ausländer im Iran die absurde Situation, kein Geld am Bankautomaten ziehen zu können. Keinerlei westliche Kreditkarten funktionieren hier. (Visa, Mastercard, American Express,...) Veraltete Travellerschecks natürlich auch nicht. Dank dauerhafter amerikanischer Feindschaft und der Abschottung auch vor deren Zahlungsystemen bedeutete dies,  das man das gesamte Geld für die geplante Aufenthaltsdauer in Bargeld bei sich haben musste. Gar nicht so einfach zu wissen wie viel man in der nächster Zeit benötigt. Die Frage lässt sich schon in Deutschland schlecht beantworten. Aber für die nächsten 1-2 Monate auf einer Motorradreise? Ziemlich unvorhersehbar. Zuviel unvorhergesehene Sachen (Pannen, Unfälle, höhere Übernachtungs- und Verpflegungskosten,….) sind. Vor allem da es bei uns doch gerne mal etwas länger dauert, wie die Vergangenheit bereits mehrfach gezeigt hat und sich Pläne auf solchen Reisen eigentlich immer ändern. Also weiss eigentlich auch jeder böser Bube der sich ein bisschen auf Reisende spezialisiert hat,  dass dort ein potenzieller ausländischer Geldtransporter mit genug Knete für einen erfolgreichen Raubzug unterwegs ist. Das gab einem nun nicht gerade ein besseres Sicherheitsgefühl….
 
Durch diverse Blogs gewarnt näherten wir uns somit der Grenze in Dogubayazit. Hier sollte die Nepper-, Schlepper-, Bauernfängerdichte extrem hoch sein. Allerlei Halunken sollten sich  als Behörden ausgeben und dann waren Papiere nur mit kräftigen Handgeld wiederzubekommen. Wir waren wohl ein bisschen zu misstrauisch. Denn nachdem Olli, wie sich später herausstellte, einem echten Grenzbeamten kein zweites Mal, auch nach mehrmaliger Aufforderung, die Fahrzeugpapiere geben wollte, musste Lilly als Strafe oder wohl besser als Rache des Beamten zum Röntgen!? Dabei hatte jedoch schon vorher sein Kollege sämtliche Papiere geprüft. Nur einmal reicht natürlich wieder nicht.... Nun wollte er es uns bezüglich der Frechheit ihn als Respektsperson nicht zu akzeptieren wohl wirklich heimzahlen….  Nachdem wir die Fahrt zur LKW Röntgenanlage selber erfragen mussten und dabei unendlich viele Möglichkeiten gehabt hätten, weil natürlich unbewacht, unsere vermeintliches Schmuggelgut zu beseitigen, stand Lilly verloren und genau so ratlos bezüglich der Sinnlosigkeit dieser Aktion in einer riesigen Röntgenhalle für LKW's. Wer sollte das verstehen? Ein letztes Mal türkische Logik "at its Best".
Im Silk Road Hotel richteten wir dafür uns ein. Das erste Mal für uns mir richtig internationalem Backpackerflair in Persien. Wow! hier waren doch noch mehrere so wie wir unterwegs. Overlander, Fahrradfahrer einfach Langzeitreisende aller Nationen liessen sich auf dem Weg in alle Himmelsrichtungen in dieser Oase für ein paar Tage nieder. Hier lernten wir den Max mit Africa Twin kennen und beschlossen mal locker zusammen zumindestens Belutschistan zusammen zu durchqueren. 
Wir nutzten den Hinterhof des Nachbarhostels für einen Ölwechsel und des kompletten Wechsel des Kettensatzes mit Zahnrädern bei Lilly. Die alte Kette (vom Vorgänger übernommen) war von mieser Qualität längte sich die letzten tausend zusehens, sprang ständig ab und wurde nun endlich gegen eine D.I.D Kette getauscht, die uns mitgebracht wurde. Zudem war mal  wieder eine gebrochene Speiche bei Tim zu reparieren, sowie Kleinigkeiten wie neue Blinker zu installieren und zwei neue Hupen einzusetzen.
 
Denn ohne Hupe war man hier ja spätestens ab hier kein ernst zu nehmender Strassenteilnehmer mehr. Das wichtigste Bauteil am Fahrezeug fehlt. Blinker sind auch eigentlich nur der eitlen Optik wegen repariert worden und waren sozusagen völlig unwichtig für die nächsten Länder. Benutzen tut Sie spätestens ab dem Iran schon lange keiner mehr. Diese Wartung war eigentlich schon genug und unser Zeitlimit war voll ausgeschöpft. Wäre uns nicht dabei der gebrochene Rahmen an der rechten Seite von Tim aufgefallen..... So ein Ärger. Ziemlich hohes Risiko mit einseitig gebrochenem Rahmen so weiter zu fahren. Es war nur eine Frage der Zeit bis, die nun extrem belastete, andere Seite das gleiche tuen würde. So suchten wir jemanden der ein Schweissgerät hatte und wurden fündig.
 
Dazu dann mal wieder eine Geschichte aus der Kategorie: Menschen und ihre Prioritäten. Immer wieder lustig zu sehen was Menschen eigentlich für wichtig halten. Trotz mehrmaliger Aufforderung dauerte es nach dem Schweissen des Hauptbruchstelle noch sehr lange dem Mechaniker klar zu machen, dass eine weitere gefundene Bruchstelle mit langem Riss durchaus auch eine kräftige Schweisnaht verdient hätte. Da stellt sich natürlich aus unserer Sicht die Frage. "Sowas ist doch auch eigentlich offensichtlich oder etwa nicht?" Hey wir fahren bald durch die Wüste und dann noch durch Belutschistan. Wer möchte da schon gerne mit gebrochenem Rahmen bei den falschen Leuten liegenbleiben? Die Antwort frei übersetzt: Kein Problem, das hält noch eine ganze Weile stellt uns in diesem Fall einfach nicht ausreichend zufrieden. Ein zwei cm langer Riss lässt sich nämlich nicht so einfach wegdiskutieren. Ausserdem wäre die Naht nur eine Sache von 1 Minute gewesen. Also nun  keiner wirklichen Diskussion würdig.
Liegt das vielleicht daran das wir Deutschen immer alles zu 105% machen müssen und wir einfach nicht aus unserer Haut können? Wobei wir uns eigentlich nicht für den Durchschnittsdeutschen halten. Oder vielleicht daran das bei uns Zeit und Effizienz eine ganz andere Rolle spielt? Vielleicht. Hier ist es einfach nicht wichtig die Arbeit 100% bis zum Schluss zu beenden. Gibt es nicht auch ein zufriedenes Gefühl etwas fertig zu haben? Anscheinend nicht so hier. Morgen ist auch noch ein Tag. Für eine Sache die 60 Sekunden dauert hiess es. Ihr könnt ja wiederkommen. Morgen? Da haben wir es wieder. Zeit spielt eine andere Dimension. Solche Aussagen machen einen stressgeplagten Mitteleuropäer  natürlich wahnsinnig. Die Vorstellung das dem Nicht der Fall ist und wir in den nächsten Wochen hiermit mehrere tausend Kilometer durch unwirkliches Gelände müssen und das deshalb genau jetzt komplett erledigt haben wollen, war nicht wirklich zu vermitteln.
Wie auch? Die meisten Menschen haben ihre Städte oder Dörfer nie weiter als den Radius ihres meist 70ccm Moppeds verlassen. Nun merkt man mal wieder das menschliche Denkweisen, in diesem Fall sicher auch kulturell bedingt, völlig verschieden sein können. Was uns sonnenklar erscheint ist hier überhaupt nicht klar. 
 
Schliesslich überzeugten wir ihn doch und er setzte seine letzte Schweissnaht an die gewünschte Position. Fertig! Man muss dazu sagen. Es viel ihm allerdings wirklich sichtlich schwer, diesen letzten Schritt zu tuen und damit die Arbeit wirklich zum Abschluss zu bringen. Er quälte sich förmlich die letzten Millimeter schweissend dahin, als wolle er doch noch 1mm vor dem Ziel das Gerät abstellen. Nach dem Motto. Das reicht auch irgendwie so. Alles bleibt hier in der Regel unfertig. Wie gesagt wir sahen wenig Moscheen wo nicht noch irgendwo ein Baugerüst dran, drauf oder drin steht. Kein Hotel oder Gebäude wo nicht noch irgendwo unvollendete Bauarbeiten zu erledigen waren. Keine Strasse die durchgängig vollendet war. Nach den Bauarbeiten setzt dann natürlich sofort wieder der Verfall ein. Das nach einem Neubau auch noch Instandhaltung gefragt ist, verstand hier auch irgendwie keiner. Wir haben noch nie soviele unfertige, im Bau steckengebliebene Projekte gesehen. Das ganze wird bis zu diesem Zustand auch schon sehr viel Geld und Arbeit gekostet haben dachten wir des öfteren. Manchmal fehlte aus unserer Sicht nur noch ein kleiner letzter Schritt um es zu vollenden.
Sei es drum. Mit gutem Gewissen starteten wir die letzten 800 Kilometer auf iranischer Seite in Richtung Bam. Ok, der Rahmen war verzogen und stand nach rechts ein wenig schief. Aber hey, das sind Details über die selbst wir pingeligen Deutschen hinwegsehen.
Die Prioritäten sind hier also offensichtlich ganz klar anders verteilt so viel haben wir verstanden. Dennoch, die Menschen machen den Unterschied. Ein starker Satz, der stimmte. Die Gastfreundlichkeit der Bevölkerung und dem sicheren Gefühl dabei immer gut aufgehoben zu sein, hat bei uns im Iran definitiv bleibenden Eindruck hinterlassen. Immer und konstant wurden wir gefragt wo wir denn herkommen. War die Antwort aus Deutschland, so hellten sich die Mienen nochmals spürbar auf. Dann mussten wir aufpassen nicht so fort zu den Leuten direkt nach Hause, zum Tee oder Essen vor Ort eingeladen zu werden. Zumindest ein gemeinsames Foto wurde immer gemacht, was sicherlich das einfachste war.
Hunderte weitere wurden allerdings bestimmt ungefragt von uns gemacht, soviel war sicher. Diese Aufmerksamkeit unserer Person wiederholte sich unterwegs bestimmt gefühlte mehre dutzend Mal am Tag. Es wurde schon fast zuviel, aber ganz sicher besser als anders herum. Ständig wurden einem ungefragt Telefonnummern zugesteckt für den Fall das man in Zukunft einmal Hilfe benötigt.Teilweise wurde in Restaurants oder Supermärkten von wildfremden Menschen für uns bezahlt ohne uns dagegen wehren zu können. Das alles ist muslimische Gastfreundschaft und ist völlig normal. Deshalb sind wir wahrscheinlich auch wieder so lange hier geblieben und mussten zwischendurch auch noch unser Visa verlängern. Dies erledigten wir relativ problemlos in Esfahan und bekamen weitere 30 Tage an unser erstes hinten angehängt. Die Wüste Lut begleitete uns nun nach Bam mit ihren fantastischen Sanddünen, der kargen Landschaft und den frei laufenden Kamelen bis zur Grenze nach Zahedan. So manch eine Fatamorgana mit flimmerndem Horizont und darin langsam daher trabenden Dromedaren liess einem zwischendurch verträumt in die unendlichen Weiten blicken. Leicht konnte man vergessen, dass man sich nun in Belutschistan befand.
Jedoch war inzwischen mal wieder der Regen eingetroffen, so dass Susa mit seinen Ausgrabungen in einer Weltuntergangsstimmung erschien. Es schüttet wie verrückt bis zum Abend weiter. Wir versuchten irgendwie nachts noch nach Khoramabad zu kommen. Wasser, Dunkelheit, Wasser und Unfälle. Hier ein liegengebliebenes Auto, dort noch eins gecrascht ach und dort war noch eins. Das natürlich bei völliger Dunkelheit auf  der Schnellstrassen durch die Berge. Trotzdem die Fahrer der Unglücksfahrzeuge haben die Ruhe weg, stehen bei völliger Dunkelheit teilweise quer auf der Strasse, telefonieren oder schrauben erstmal. Als Absicherung werden manchmal große und natürlich unbeleuchtete Steine auf die Fabahrn gelegt. Wir und überladene LKW rauschen knapp mit hoher Geschwindigkeit vorbei. Hier kommt ganz sicher kein ADAC vorbei und Allah hatte viel zu tun. Irgendwie kamen wir an und fuhren am nächsten Tag nach Isfahan, um die Mutter sicher zum Flughafen zu bringen. 
 
Nach einer Erholungsphase ging es nun endlich weiter mit Tim und Lilly Richtung Osten. Einen langen Stopp machten wir dann noch in Yazd, einer bezaubernden Stadt vor der Wüste Lut, um unsere beiden Moppeds mal wieder so richtig auf Vordermann zu bringen.
Auf dem Weg zur Tempelanage Chogha Zanbil (bedeutet: korbförmiger Hügel) mit einem fünfstufigen Zikkurat platzte uns der rechte Vorderreifen im Nirgendwo. Dies eröffnete uns die Welt des Normadenlebens, denn direkt neben uns war ein Zeltlager errichtet und eine neugierige Frau mit schaute uns beim Wechseln des Reifen zu, der zum Glück im Wagen lag. Die Einladung zum Tee konnten wir dann nicht ausschlagen. Beim Eintritt ins Lager wurden dann jedoch erst einmal Mann und Söhne aufgeweckt, die auf einem Holzkarren lagen.
 
Gleich wurde natürlich Olli umringt von den Männern die den Reifenwechsel verschlafen hatten. Hatten sie wohl anscheinend Nachtwache bei den Tieren gehalten. Die Normadenmutter kochte uns auf einer kleinen Feuerstelle, wie von Zauberhandeinen köstlich schmeckenden Tee. Man musste sich eingestehen dass jeder Handgriff, wohl durch jahrzehntelange Erfahrung, weit besser saß als bei unsersgleichen. Da der Tee sehr heiß war wurde er, als vermeintlicher Trick zum Abkühlen, einfach auf die mässig sauberen Untertassen geschüttet und von dort geschlürft. Hoffentlich geht das ohne schlimme Bauchbeschwerden an uns vorbei war unsere einzige Hoffnung in dem Augenblick....!
 
Eine riesige Schafherde mit drei Eseln und fünf Hirten kam auf uns zu und schnell wurde klar sie gehören auch noch alle dazu. Es war ein Geblöke, Gerufe und zurechtweisen. Es dauerte eine ganze Weile bis die Schafe sich beruhigt hatten und um die Zelte verteilt lagen. Weitere neugierige Männer strömten zu uns hinüber und vor uns wurde zügig weiter aufgetischt. Frisches Brot mit Honig, Schmalz und frischem Joghurt. Oh, oh jetzt hiess es wie aus diesem Gewusel in der nächsten Stunde wieder herrauskommen ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen. Wir hatten doch heute noch so einiges vor. Welche Europäer verirren sich aber auch schon in solch ein Lager? Wer fand hier wen wohl interessanter? Die gestrandeten Reisenden waren auf jeden Fall ein Highlight. Mit Händen und Füßen versuchte man möglichst viel über sein Gegenüber zu erfahren, die Sprachbarriere war allerdings zu groß als das man wirkliche großartig Informationen hätte tauschen können. Bevor weitere Leckereien aus den großen Säcken und Trögen im hinteren Bereich des Zeltes herausgekramt werden konnten, verabschiedeten wir uns schnell, dankend und fuhren Richtung Chogha Zanbil und Susa.
Vorbei an brennenden Schornsteinen der unzähligen Ölraffinerien und ihren Bohrgebieten ging es wieder hoch nach Norden ins Gebirge  an der irakischen Grenze entlang.
Aus den Lautsprechern tönte der Muezzin mit seiner Predigt halb lachend, weinend und schreiend. Die Menschenmasse war wie gebannt und schlug sich im Takt dazu mit der rechten Hand auf die Brust wobei die lauthals mit voller Überzeugung den Namen Imman Hussein riefen.
Auf den Straßen loderten die Feuer welche von Trommelwirbel und schwarzen Flaggen begleitet wurden. Es war beinah kein voran kommen mehr und an Ständen wurde kostenlos Essen verteilt zu welchen die Menschen in Massen strömten.
 
Wir sehnten uns nach so viel Trubel, ersteinmal nach ein bisschen mehr Ruhe und Natur, welche wir auf der Weiterfahrt  nach Süden finden wollten. Weiter ging es deshalb durch eine bizarre Berglandschaft bis hinunter zum persischen Golf. Da für Frauen wohl nur mit Vollbekleidung baden möglich war und ein faulig riechender Duft in der Luft lag, blieb die Urlaubsstimmung aus. Das war wohl nix. Das Verständnis von Meer scheint hier doch etwas anderes zu sein.
Über die Gräber Naqsh-e Rostam ging es weiter nach Shiraz. Zu dem Zeitpunkt herrschte Ausnahmezustand, denn das Fest zu Ehren des Todes Iman Husseins wurde in aller Pracht und Lautstärke gefeiert. Zentrum des Geschehens war das Shah-Cheragh-Heiligtum mit seinen für Shiraz typischen knospenförmigen Kuppelbauten. Wir durften sogar in das Heiligtum hinein und im Frauenbereich kletterten Corinna und Mutter immer begleitet und auf drängen der Aufpasserinnen über die Betenden hinweg, welche sich durch uns kaum beirren ließen.In das vollständig mit Spiegelstücken ausgekleidete Heiligtum in welchem der drittheiligste Schrein der Schiiten im Iran stand, strömten die Menschenmassen immer weiter hinein, so dass man sich kaum noch bewegen konnte. Ein Hindernis war allerdings der typische Schador den Frau tragen musste. Es ist ein ständiges Gezuppel und zurechtgeruckel, damit blos nicht zuviele Haare herausrutschten oder man sich nicht selber auf das Tuch latschte. Damit auch noch über alle hinweg zu steigen stellte uns auf eine harte Probe. Ständig kamen Gläubige zu uns und halfen wieder das Tuch an die rechte Stelle zu ziehen oder mit uns ein Foto zu machen. Wir müssen sehr lustig ausgesehen haben mit unseren weißen Umhängen, denn wir kamen uns ein bisschen wie die Affen im Zoo vor. Von dem Fotoverbot war da schon nichts mehr zu merken.
Unser Weg führte uns Richtung Süden über die altpersische Residenzstadt Persepolis, welche ein Glanzlicht ihrer Kultur und Politik der Achämeniden war. Diese phänomenale Stadtanlage thronte leicht erhaben oberhalb einer Ebene. Die Aufgänge zum Kernstück waren gesäumt von einer friedlichen Darstellungen der 28 umliegenden Völker, welche zum Neujahrsfest ihre Gaben darboten. Ein unglaublich friedlicher Ansatz welcher bis in die heutige Zeit Vorbildcharakter haben sollte.
Auf dem Weg nach Isfahan  besuchten wir das Fatima-al-Maduma Heiligtum in der  Stadt Qom. Es ist eine der ganz großen heiligen Stätte der Schiieten. Eine unruhige und unvergessliche Stimmung herrschte hier vor und wir durften nach anlegen ordnungsgemässer Kleidung in den Vorhof des Heiligtums. Hier wurde zu Trommelklängen wild getanzt und Männergruppen geißelten sich selber mit Peitschen, welche an der Spitze mit Ketten behängt waren. Ihre Stirn war vollkommen rot und teilweise blutig verschmiert, aber sie schienen es kaum zu bemerken. Auf Barfuß liefen sie mit Fahnen und hölzernen schweren Monumenten durch den Innenhof. Welch eine unglaubliche Unterwerfung!
 
Es wurde Zeit für uns weiter zu ziehen, denn in Isfahan erwarteten wir noch in der kommenden Nacht am Flughafen Corinnas Mutter. Wir waren dann doch noch rechtzeitig da und sie verhandelte gerade mit den Zollbeamten, wieso eine Frau alleine in den Iran reist inklusive eines Koffers mit ca. 30 kg an Motorradersatzteilen. Muss ein lustiger Anblick beim Röntgen gewesen sein, die ganzen Metallteile inklusive verschiedenster Schrauben neuer Kette mit Ritzel und einer neuen Lichtmaschine. Leere Gesichter und totale Ratlosigkeit auf Seiten der Grenzer. Olli musste mit Fotos, Händen und Füssen erklären das die Teile für unsere Motorräder bestimmt waren. Die Vorstellung schien ihnen gefallen zu haben. Verständnisvoll wurden wir nun durchgewunken. Welch ein Glück ohne Zollgebühren und weiterem Verhör davongekommen zu sein.
 
Gemeinsam wollten wir nun per gemietetem Auto auf eigene Faust das Land erkunden und mal wieder ein paar extensive "Kulturkilometer" machen. Isfahan die Stadt der vielen Kuppeln, Brücken und großen Plätze war da der ideale Ausgangspunkt. Sobald die Sonne untergegangen war, hatte man nun wirklich das Gefühl durch die perfekte Beleuchtung mitten in einer Stadt  von 1001 Nacht zu stehen.
So fuhren wir doch noch nach zwei Tage in Richtung Süden über die Urlaubsstrasse der Iraner nach Teheran. Eine unglaublich lebhafte Stadt, welche mit ihrem großen Basar und den kleinen Strassen eigentlich für ein paar Tage zum Verweilen einlud. Ok Motorrad fahren ist hier ein Martyrium, aber wohl eine sehr gute Vorbereitung für Indien.
Wir verbrachten also ein paar Stunden auf dem riesigen Basar und staunten nicht schlecht über das für uns unbekannte Handwerk gebrauchte Seidenteppiche von Hand millimeterweise abzuschaben und sie somit quasi hinterher wieder wie neu aussehen zu lassen.
Am nächsten Tag ging es nun endlich runter zum Kaspischen Meer und mit jedem Meter wurde es wärmer. Der erhoffte Strand am  war leider vollständig verbaut und verdreckt, so dass wir das Wasser besser nur aus der Ferne beobachteten. Wollten wir nicht ursprünglich mal das schöne Meer sehen? Schnell hatten wir andere Sorgen. Stellten wir doch nach unserem kleinen Schneevergnügen fest, das Tim mächtig Federn gelassen hatte. Insgesamt waren 5 Speichen gebrochen!!! Das Hinterrad hatte schon eine kräftige Acht. Wir hatten mal wieder absolutes Glück im Unglück. Der Besitzer einer Motorradwerkstatt half uns aus und kramte aus der hintersten Kiste seiner Werkstatt die passenden Speichen. Er freute sich zudem noch so uns zu helfen, dass wir so gut wie nix für die Ersatzspeichen bezahlten durften und hinterher sogar noch fünf Speichen als Reserve im Gepäck hatten.
Bis auf ca 3000m lief es gut. Die Strasse die alsbald eine Schlammpiste wurde war irgendwie zu bewältigen. Als wir fast glaubten die Passhöhe des Salambar-Passes erreicht zu haben und dieser schon zum Greifen nahe schien, begann der Schnee. "Auweia!" Dies sollten unsere fünf längsten Serpentinen unseres bisherigen Lebens über eine Höhendifferenz von nur 200m werden. Die Sonne stand zwar noch hoch am Himmel und es war noch genug Zeit, so dachten wir zumindest. Gegenseitig schoben wir uns Meter für Meter vorwärts. Es war super glatt und Mensch und Maschine schlitterten nur so dahin. Erschwerend kam hier schon der verringerte O2- Gehalt der Luft hinzu, der jede sportliche Aktivität bezüglich "Schieben" noch viel anstrengender machte. Lilly's Koffer trugen mal wieder deutliche Narben davon und mussten des öfteren wieder neu befestigt und zurecht geklöppelt werden.
 
Als auch das Schieben der Mopeds aufgrund der Steigung und des dicken Schnees kaum noch möglich war, versuchten wir Schneeketten zu basteln! Aber woraus nur? Wir hatten ja keine dabei, denn wer fährt schon mit einem Motorrad in den Schnee? Ein Seil wäre perfekt gewesen. Hatten wir auch nicht, Letztendlich opferten wir unsere Spanngurte und zurrten sie kräftig um unsere Räder. Es funktionierte tatsächlich besser und so erklommen wir Stückchen für Stückchen im Schneckentempo die letzten Meter. Das war das Fünkchen Traktion was uns gefehlt hatte.
 
Wie lang sich doch eine solche Strecke hinziehen kann! Wir hatten es kaum gemerkt, aber die Sonne stand nun schon wieder so tief, dass sie in der nächsten halben Stunde untergehen würde. Die Zeit war unmerklich wie im Fluge vergangen und wir waren gerade erst auf dem Gipfel. Ein einziger Kilometer in 3 Stunden... Oh je, wo und wie sollen wir bei der Kälte die Nacht verbringen? Wir wollten eigentlich auch noch wieder runter. Noch merkten wir die Kälte nicht, da die Ochserei so anstrengend war, das wir schwitzten. Sobald man jedoch still stand zog es durch alle Ritzen. Wir beeilten uns also um noch ein bisschen Höhe abzubauen was gar nicht so einfach war, denn bergrunter war es nicht unbedingt einfacher. Es wurde eine schöne Rutschpartie. Bremsen war nicht richtig erlaubt, da einem ansonsten das Heck überholte, aber zu schnell durfte man auch nicht werden, also war zusätzlich die "Fuss-Schnee-Korrekturbremse" angesagt und das kriechen im Schneckentempo wurde erfolgreich fortgesetzt. Direkt an der Schneegrenze fanden wir ein kleines Plätzchen um unser Zelt auf dem Trockenen ohne Schneeunterlage aufbauen konnten, auch wenn wir immer noch auf 3.100m waren. Es war nun stockdunkel und mit neuen Kräften sollte es dann am nächsten Tag im hellen weiter war der Plan. Die Nacht wurde bei zweistelligen Minusgraden wohl eine der kältesten auf der bisherigen Reise. Es wurde einfach alles an Klamotten angezogen was zu finden war und der Rest unter die Matratzen gepackt und wir schliefen todmüde wie die Babys.
Der Rückweg durch die Berge war noch härter und kälter denn es wurde langsam dunkel und zu allem Überfluss fuhren wir uns auch noch bei der Schlafplatzsuche fest. Wüstenstaub und Regen wird schnell zu einer extrem klebrigen Masse, der nach einiger Zeit auch noch steinhart wird. Zudem hat die XT 600 3AJ ja vorne tiefe Schutzbleche. Ohh, was wünschten wir uns jetzt die hohen Cross- Schutzbleche von den älteren Vorgängerversionen.  Alles sass dazwischen voller lehmigem Schlamm, der dann schnell hart wie Beton wurde. Also war buddeln, drücken, fluchen, umfallen, aufstehen, hochheben und weiterfahren angesagt.....!  Wie lang man doch nur für so ein paar Meter brauchen kann. Aber nichts ist unmöglich und so haben wir für die 200m aus der Falle zurück nur 2 Stunden gebraucht. Grrr…. Die Sonne war schon lange untergegangen und wir standen in Nieselregen, dickem Nebel und Kälte. Die Gegend zum campen war nun nicht mehr zu gebrauchen da nun jeder im Umkreis von meheren Kilometern, aufgrund des Lärms und der Beleuchtung, sicherlich wusste das wir da waren. Wir waren zwar fix und fertig aber mussten dennoch weiter.
Die weiter Suche gestaltete sich deshalb um so schwieriger, aber kurz nach Mitternacht haben wir doch noch ein halbwegs ordentliches verstecktes Plätzchen mit Blick über Zanjan gefunden.
Nun gaben wie nach 2 Tagen Dauerregen wirklich auf und warteten hier erstmal den weiteren Niederschlag ab. Es sah für die nächsten Tage nicht gut aus. Nasse Motorradklamotten am nächsten Tag wieder anziehen zu müssen und keine Hoffnung auf besseres Wetter zu haben, ist nämlich extrem unangenehm. Also lieber weiter Pause im Zelt und erstmal kochen und von den Strapazen der letzten Tage erholen.
 
Nachdem sich die Sonne am darauffolgenden Morgen nun endlich wieder zeigte war für uns klar, dass wir einmal ans Kaspische Meer wollten und das über den Salambar-Pass.... Wenn schon denn schon, dachten wir uns. Mal wieder stellte sich unsere Offroadleidenschaft ein. Ob das eine so gute Idee war bei den letzten Regentagen eine unbefestigte Strasse über 3.200m zu fahren...? Dort oben wird es definitiv geschneit haben. Trotzdem wollten wir es versuchen und wurden bei strahlend, blauem Himmel mit grandiosen Ausblicken im Elburz Gebirge belohnt.
Ob hier wohl bisher viele Reisende vorbei gekommen waren? Uns kam es  auf jeden Fall nicht so vor, denn sobald man anhielt wurden wir umringt von staunenden Menschen. Frauen wurden nicht angesprochen und die Hand gab man ihnen schon gar nicht. Umso erstaunter waren sie, wenn eine Frau vom Motorrad stieg. Somit wahrte der staunende Kreis um uns herum immer eine gute Distanz zu Corinna und nur Personen die ein wenig englisch sprachen und eventuell ein klein wenig von der europäischen Kultur verstanden, sprachen mit ihr. Dies sah anders bei Olli aus, der von jedem angesprochen wurde und dabei immer Rede und Antwort stehen musste.
 
In Mahneshan stand bei der Verpflegungsbeschaffung plötzlich ein Herr in Zivilkleidung neben Olli und sagte er wäre von der Polizei und wolle unsere Pässe sehen. Da kann ja jeder kommen dachten wir. Olli ließ sich erstmal seinen Polizeiausweis zeigen, doch richtig überzeugt war er nach Inspektion des Lappens noch nicht. So überlegte er kurz, ihm nur seinen Personalausweis zu geben, mal sehen ob er überhaupt Bescheid wusste. Fragte dann aber die, inzwischen gut mehrere dutzend Leute umfassende, Menschentraube ob er wirklich einen bekannten Polizisten vor sich habe. Anscheinend war es nach Bestätigung mehrerer dies der Fall. Wir sollten ihm hinterherfahren zur Polizeistation. Er müsse sich Kopien unseres Visa machen und es kontrollieren. Extrem unmotiviert fuhren wir hinterher. Wer möchte schon gerne eine iranische Polizeistationen von innen sehen? Kommen wir da überhaupt wohl jemals wieder raus ? Netterweise kam ein englisch sprechender Student von der Strasse mit, um uns auf der Polizeistation zu dolmetschen. Ich frag mal kurz die werte Leserschaft in Deutschland: "Wer macht sowas wohl bei Uns?" Richtig! Für einen Ausländer wahrscheinlich keiner. Dort angekommen stellte man nach einer Ewigkeit fest, das alles in Ordnung war. Ein handschriftlicher Zettel wurde trotzdem noch erstellt, der unsere Pässe übersetzte und uns erlaubte nun zum Feuertempel zu fahren, wir sollten ihn bei allen weiteren Kontrollen vorzeigen. Na denn wenn es hilft wir werden sehen. Hauptsache es steht nur gutes drauf dachten wir, denn Farsi lesen konnten wir nicht.
 
Leider hatten wir ab jetzt mal wieder extremes Wetterpech. Dauerregen und Schnee ab einer gewissen Höhe wechselten sich nun ab. Unsere Griffheizungen kamen mal wieder voll auf ihre Kosten. Herrlich das am  Takht-e-Soleyman das Wasser warm war und der Dampf zum Himmel Aufstieg. Pech nur das baden ganz sicher verboten war. Wir waren so durchgefroren das die Wächter Mitleid mit uns hatten und uns sogar heissen Tee kochten und uns eine Stunde einen Raum mit Heizlüfter zu Verfügung stellten.
Abseits der großen Städte herrschen oftmals sehr einfache Verhältnisse. Die ganze Familie wird in einem Raum welcher mit Teppichen ausgelegt ist untergebracht. Die Lehmhäuser sahen für uns als Europäer zwar recht interessant aus, hatten jedoch kaum Fenster und hielten wohl besonders im Sommer länger kühl. Die Vorstellung von 1001 Nacht ist jedoch sicherlich nicht in diesen Hütten zu finden. Erstaunlich das die Städte voll waren mit Kuppelbauten, verschiedenster uralter prachtvolle Heiligtümer und gleichzeitig dagegen auf der Strasse modernste Einrichtungsgegenständen sowie glitzernden Sofa,  modernste Küchen. Von Embargo war wirklich wenig zu spüren. Das Land ist wirklich unglaublich reich an Heiligtümern, die aber oft dauerhaft saniert werden. Die besonders imposanten bunten Kuppeln tragen deshalb meistens, zum Verdruss aller Hobbyfotografen dieser Welt,  Gerüste die von Renovierungsarbeiten zeugen.
 
Auf den Dörfern wehte vielmehr der Plastikmüll um die Häuser, aber keinen interessierte dies. Auch als Reisender verschmolz der Anblick von hängen gebliebenen Mülltüten mit der Natur so allmählich. Erstaunlich wie schnell man sich an so etwas gewöhnen kann. Wir werden uns auf unserer Reise, wohl oder übel, daran gewöhnen müssen. Irgendwann regt man sich nicht mehr auf über kleine Jungen die die Autotür öffnen um die Coladose heraus zu werfen, das neben einem am Strassenrand gerade der Müll brennt oder das Auto vor einem seinen Schutt direkt am Strassengraben deponiert.
Deshalb waren wir auch vielleicht immer dort, wo wenig Menschen sind. Folgt man nämlich nicht den Touristenströmen, gibt es wunderbare Natur in diesem Land zu entdecken. Vorteil natürlich mal wieder für geländegängige Motorräder, da man damit am besten an die wirklichen abgelegenen Plätze kommt. Es gibt soviel hohe Gebirgszüge, unglaubliche Pässe, weite Wüsten und viel Küste.
 
Nach einem interessanten Homestay in Orumiyeh ging, es über den gleichnamigen Salzsee, dem Felsendorf Kandovan sowie dem Oljeitu-Mausoleum in Soltaniye, zügig über Tabriz zum Takht-e-Soleiman Heiligtum. Einem Feuertempel in dessen Mitte ein ca. 21 Grad warmer artesischer Quellsee, mit einer Tiefe von 60m lag. Der Weg dorthin führte uns durch eine atemberaubende Landschaft.
Der Benzinpreis war auf jeden Fall eine echte Wonne! Grösser konnten die Unterschiede zwischen zwei Ländern wohl nicht auf der Erde sein. Das gelobte Land eines jeden motorisierten Reisenden war nun erreicht. Ungefähr 2€/Liter Benzin in der Türkei und im Iran zahlte man nun 7.000 Real dafür, das macht mit dem damaligen Wechselkurs gerade einmal rund 18 Cent!  Hier war ein Liter Sprit wirklich noch billiger als 1 Liter Wasser. Ab jetzt verschob sich dieser Hauptausgabenposten von Platz Nr. 1 nach ganz weit hinten. Einheimische mit einer Tankkarte (erhält man wenn man ein im Iran produziertes Auto fährt) tanken sogar fast nochmals für die Hälfte!
 
Im Norden starteten wir somit im kurdischen Grenzgebiet unsere Tour durch das Land. Neben armenischen Kirchen wie der Marienkapelle und dem Thaddäus-Kloster, galt unsere Aufmerksamkeit mal wieder der umgebenden Bergkulisse. Einige Tage verbrachten wir in dieser Region. Natürlich campten wir wieder wild. Gar nicht so einfach hier Plätze zu finden, obwohl ja in der dünn besiedelten Bergwelt eigentlich viel Platz dafür wäre. Gäbe es jedoch nicht die überaus aufmerksamen und aus unserer Sicht beinah überall herumlaufenden Ziegen-, Schafs- oder Kuhhirten mit ihren Herden, so schien es uns zumindestens. Öfters liefen sie auch Nachts in der Nähe mit der Herde vorbei und man hörte die Glöckchen. Allerdings haben wir inzwischen schon ganz gut Erfahrung im Tarnen und Verstecken, so dass wir im Iran niemals aufgespürt wurden.
Wir sind Millionär in 1001 Nacht!
Schnell war dann auch dort den Beamten klar, das wir wohl keine Whiskey Paletten in den unendlichen Tiefen von Lilly`s Koffern zu verbergen hatten und es ging, natürlich mit einer knappen Stunde Zeitverlust wegen der Schikane, wieder zurück zu unserem "Lieblings" -Grenzbeamten. Nun ließ er uns endlich weiter.
 
Die iranische Seite der Grenze passierten wir dann mit einer List, indem wir Coco die Formalitäten übernehmen ließen und weil Männer mit Frauen generell sowenig wie möglich sprechen, deshalb ohne große Probleme und unnötiges Gequatsche.  Wahrscheinlich auch weil die wenigsten Grenzer sehr oft weibliche Motorradfahrer zu sehen bekommen, waren sie zudem ziemlich perplex. Im Iran ist es Frauen nämlich per Gesetz untersagt Motorrad zu fahren!
 
Nun mussten wir zum Ersten mal unser Carnet de Passage abstempeln lassen. Jetzt sind wir wirklich im Ausland beschlich uns das Gefühl. Die Beamten auf der Zollstation arbeiteten mit geruhsamer Gelassenheit. Der Schreibtisch war Sammel- und Tummelplatz verschiedenster Dokumente. Auf gut Deutsch: Ein totales Chaos! Ab und an rutschte ein Scheinchen zwischen den Dokumenten mit über den Tisch, was den Ablauf erstaunlich beschleunigte.... Schlepper an der Grenze die einem für viel Geld "helfen", konnten wir zum Glück, auch auf Grund  "Frau übernimmt" umschiffen. Sie tauchten hier immer wieder am Tisch auf und stempelten sich die Dokumente selber ab. Reine Kunstwerke diese Papiere. Sahen sie doch wirklich sehr bunt bedruckt aus. Entry und Exit Stempel wurde wild durcheinander auf das Blatt gedrückt. Wer soll denn da noch jemals durchsteigen, wenn auf einer DIN A4 Seite über 30 Stempel verstreut und ohne erkennbare Reihenfolge durcheinander gedonnert wurden? Naja, Bakshish klärte auch hier wohl alle Verwirrungen..... Lilly, Tim und Olli warteten inzwischen tapfer inmitten zweier groß bewachter Metalltüren und letzterer versuchte sie tapfer vor den allzu neugierigen Umstehenden zu bewahren. Nach ca. einer Stunde verließen wir die schweren Tore und waren selbst erstaunt darüber, dass dies nun wirklich alles gewesen war. Na dann. Simsalabim. Wir waren drin!
 
Corinna musste ab jetzt jedoch ein Kopftuch tragen, und das auch unter dem Helm, was ziemlich gewöhnungsbedürftig war um es mal nett auszudrücken und ein wenig Übung erforderte. Aber wir waren frohen Mutes der neuen Herausforderungen , waren wir doch nun endlich in Persien. Wir bevorzugen eigentlich diesen Begriff, ist doch oft das Wort Iran heutzutage so negativ behaftet. Hinter Bazagan prallten wir relativ schnell, wie bei einem Frontalzusammenstoß, mit der persischen Gastfreundschaft zusammen. Der erste Wagen in Maku stoppte. "Everything is ok ? "Mhh, ja schon, aber wir bräuchten jetzt allerdings schon so langsam mal iranische Real!" "No, Problem my Friend, follow me!" sagte der iranische Englischlehrer. Gesagt getan fuhren wir nach einem Zwischenstopp erstmal zur Bank, die natürlich keine Euros zu Real wechseln konnte....!? Na, da kommt doch auch wohl jeder sofort drauf, das hier kein Geld gewechselt werden kann oder etwa nicht? Ist ja auch eine Bank!? Diese schien hier wohl der völlig falsche Ort zum wechseln zu sein…. Dann also fuhren wir …. na ?…. natürlich zum Bäcker !(-: Die können anscheinend auch sowas. Der Wechselkurs war ok und dazu gab es noch gratis eine Art Quarktaschen. Welcome to Iran!
Ansonsten gibt es allerdings im ganzen Land in allen größeren Städten irgendwo Wechselstuben wo ein Umtausch möglich war. Allerdings sollte man immer vergleichen und den Kurs kennen. Somit waren wir nun auf einen Schlag mehrfache Millionäre (45.000 Real = 1€) und hatten erstmal genug Millionen in der Tasche für die nächsten Tage. Damit hatte es sich also schon mal finanziell gelohnt hierher zu fahren. Mit den Millionen kamen dann allerdings, wie im wahren Leben wohl auch, die Probleme. Es war ziemlich anstrengend und kompliziert beim Bezahlen, da man sich ständig bei den Stellen verhaspelte. Um es noch komplizierter zu machen verlangten manche Händler den Preis in Tuman angegeben, wobei einfach eine Null weggelassen wurde. Der eine sagte es allerdings nun in Tuman der andere wiederum nicht, was teilweise dann alles für uns nur noch verwirrender machte.
Belutschistan ist der ärmste und am wenigsten entwickelte Teil im Iran. Benzin und Drogenschmuggel von und nach  Pakistan / Afghanistan sind eine wichtige Einnahmequelle.
Die Situation hier, kann ganz sicher nicht mit dem restlichen Teil des Landes verglichen werden. Deshalb wird der iranische Teil von Belutschistan mit ihren speziellen Gegebenheiten (Konvoifahrten mit den Sicherheitskräften)  erst zusammen mit dem Pakistan Bericht verraten. Wir denken nämlich das das definitiv zusammen gehört.
Mit der Annäherung an die Grenze waren wir nun immer mehr angespannt, ängstlich und ein wenig besorgt was uns erwartet. Das nächste große Abenteuer lag definitiv vor uns.
 


„So lang du suchst das Wissen, mußt du die Weisheit missen.“
 
Hafis ( um 1320-1388)
Steckbrief
 
Iran / Persien
 

Land:
Persien ein Staat in Vorderasien. Mit  einer Fläche von 1.648.195 Quadratkilometern zählt er zu den 20 größten Staaten der Welt.
 
Einwohner:
78 Millionen
 
Hauptstadt:
Teheran
 
Sprache:
Farsi
 
Währung:
Rial
Derzeitiger Wechselkurs:
1€ = 45.000 Rial
 
Gefahrene Kilometer:
Tim und Lilly: 3.858 km
Auto: 2.300 km (10 Tage unterwegs)
Gesamtkilometer:  6158 km
 
Zeitraum:
26.10.2013- 09.12.2013
Tage: 43
 
Täglicher km Durchschnitt:
(Auch Ruhetage sind enthalten)
Tim und Lilly:  117 km/Tag
Auto: 230 km/ Tag
 

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Letztes Update: 09.03.2017
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