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„Adventure starts,
where plans ends!“
 
Zero Dean
Gipfelsicht:
Logbuch:
 
Versuchte Auffahrt mit Tim und Lilly:
20.08.2014
Auffahrt von Pokhara bis nach Ghermu 1130 m
 
21.08.2014
Wegen Bergrutsch notgedrungenes Umdrehen mit den Bikes und abstellen dieser in Ngadi auf 890 m
 
Die Wanderung beginnt:
22.08.2014 (Tag 1)
Los gewandert ab Nghadi bis Danaqyu auf 2.200 m (hiervon 8 km mit Jeep gefahren)
 
23.08.2014 (Tag 2)
Von Danaqyu bis Lower Pisang auf 3.250 m
 
24.08.2014 (Tag 3)
Von Lower Pisang bis Manang 3.540 m
 
25.08.2014 (Tag 4)
Von Manang bis Yak Kharka 4.050 m
 
26.08.2014 (Tag 5) 
Von Yak Khara bis High Camp 4.850 m
 
27.08.2014 (Tag 6)
Vom High Camp über Thorong La 5.416 m (in 2.15 Stunden) .Runter nach Muktinath 3,710m zum Steak essen (-; und dann weiter nach Jomson 2.720 m
 
Rückfahrt:
28.08.2014 Bus von Jomson bis Pokhara
 
29.08.2014 Bus von Pokhara bis Nghadi
 

Insgesamt:
 
- 6 Tage gewandert
- 118 km gewandert
- durchschnittlich 19,6 km pro Tag gewandert
- 4.526 Höhenmeter in 6 Tagen aufgestiegen
- 2.697 Höhenmeter an einem Tag abgestiegen
- überquerter Pass Thorung La 5.416 m
Annapurna Höhenprofil
Annapurna Höhenprofil
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Über den Tag kam man mit dem nepalesischem Nationalgericht, den frischen Momos (mit Rindfleisch gefüllte Teigtaschen), die in den Hütten der Muttis oder deren Töchter einem entgegen dampften ganz gut zurecht.
Nepal
 
Land:
Nepal befindet sich in Südasien und erstreckt sich vom 26. bis 30. nördlichen Breiten- und vom 80. bis 88. östlichen Längengrad und umfasst eine Fläche von 147.181 Quadratkilometer. Nepal liegt zwischen Tibet im Norden und Indien im Süden.(Bevölkerungsdichte 180 Einwohner pro km² )
 
Einwohner:
26.494.504
(Stand: Nov 2012)
 
Hauptstadt:
Kathmandu
 
Sprache:
Nepalesisch
 
Währung:
Nepalesische Rupie (NPR)
Derzeitiger Wechselkurs:
1 € = 112 NPR
 
Gefahrene Kilometer:
Motorrad:  1.899 km
Bus:  284 km
Jeep: 8 km
Gewandert: 118 km
Gesamtkilometer :   2.309 km
 
Zeitraum:
28.04.2014- 23.05.2015 
23.01.2015 - 15.02.2015
47 Tage
 
Täglicher km Durchschnitt:
(Auch Ruhetage und Wandertage sind inbegriffen)
49,1 km/Tag
Anapurnamap
Annapurna Trek Karte
Nepal: "Geht´s hier zum Mars oder
                 der Sturm vor der Ruhe!"
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Nepal:  "Wissensdurstige, funkelnde Kinderaugen!"
Ein Blick ins Klassenzimmer
Abends aßen wir dann fast immer das typische Dal Bat Set. Für 400 - 500 nepalesische Rupees (4-5 € ). Dabei war die Übernachtung in dem Essenspreis vom Guesthouse schon mit inbegriffen, wenn man ein bisschen verhandelte. Das Set beinhaltete immer soviel Reis mit etwas Soße und einem Topf gekochten Gemüse, bis man nicht mehr konnte.
Ab Chame mit zwei Tagen Verspätung wurde das Wetter dann richtig gut und sonnig. Der Regenschatten hinter dem Annpurnamassiv existierte also wirklich. Wir freuten uns diebisch endlich mal dem Monsun ein Schnippchen geschlagen zu haben und auch in den nächsten Tagen sollte es so bleiben. Mit dem Wind um die Ohren und der Sonne im Gesicht und einem sich ständig wechselnden Panorama lief es sich nun wirklich leichtfüssig. Wir hatten uns eingwandert. Gerade standen wir noch im Fichtenwald und danach wurde man förmlich geblendet von den lila farbenden Feldern mit Lavendel oder satten grünen Wiesen. Die Dörfer strahlten eine unglaubliche Ruhe aus. Fast immer waren die Menschen hier zu Fuß unterwegs, nur der ein oder andere Jugendliche hatte dann doch schon ein Mopped. Bewundernd standen die kleinen Jungs vor diesem Gefährt und träumten sicherlich in Zukunft selber auf so einem unterwegs zu sein. Wir konnten es nachvollziehen…. Grübelten wir doch den ganzen ersten Wandertag über die Richtigkeit des Zurücklassen unserer Maschinen und Ausrüstung. Nun waren diese Gedanken verschwunden.
Es war toll seit langem mal wieder nur mit kleinen Gepäck unterwegs zu sein. Irgendeinen Vorteil musste das Leben als Backpacker ja auch haben. Wenn man nach 10 Minuten am Morgen schon alles gepackt hatte und nicht wie beim Motorradfahren vor der Abfahrt manchmal Stunden brauchte, um alles zusammen zu bekommen hat das auch etwas von Freiheit. Somit konnten oft direkt nach dem Sonnenaufgang starten.
Wenn der Wagen jetzt umkippen würde, dann wäre unser Freiflug vorprogrammiert.
 
Der Fahrer sah jedenfalls völlig tiefenentspannt aus und fuhren den überladenen Wagen locker mit einer Hand, laut diskutierend mit Passagieren und ohne jegliche Anzeichen von Anspannung. Vielleicht nahm er ja aufputschende Drogen, so wie viele Tanklasterfahrer die wir es in Indien/Ladakh erlebt hatten, um länger wach zu bleiben und nicht einzuschlafen. Wir hofften inständig das sie ihm noch ein wenig die Augen öffneten. Während einem selber das Herz in die Hose rutschte, zog die atemberauschende Kulisse an uns vorbei. Jetzt bloß nicht noch weiter über den Wartungszustand der Achsen, Federn und Bremsen nachdenken, bläuten wir uns beim wiederholten Krachen aus den Eingeweiden des Fahrzeugs unter uns weiter ein.
 
Wir fuhren also tatsächlich diesen Abend noch bis Danaqyu und stiegen in einem Guesthouse ab. Die nächsten Tage wanderten wir dann von morgens bis Abends nur noch kontinuierlich. Soviel hatte der Transport uns letztendlich, bis auf das kleine Abenteuer, nicht gebracht und kostete dafür doch recht viel. Besonders nachdem Treibstoff und Ersatzteile jetzt über den Erdrutsch oder sogar von der anderen Seite über den 5.400 m hohen Pass per Maultier getragen werden mussten, war alles wohl teurer geworden.
 
Wir versuchten deshalb ab jetzt (fast) zwei Tagesetappen an einem zu erledigen.
 
Das hieß vom Sonnenaufgang bis zum Untergang zu marschieren. Über kleine Brücken geschmückt mit den ersten buddhistischen Gebetsfahnen in dieser Gegend, durch tiefe Furten, in welchen die Jeeps einfach stehen gelassen wurden, weil sie sich festgefahren hatten und ohne Hilfe nicht mehr heraus kamen ging es stetig voran.
Nicht so in Nepal. Hier lagen wirklich riesige Felsbrocken und loses Erdreich über ein 100 m großes Teilstück völlig verstreut. Jederzeit war die Möglichkeit weiterer Abbrüche gegeben. Der Boden war von den letzten Tagen völlig aufgeweicht. Aus europäischer Sicht ein Ding der Unmöglichkeit. Lebensgefahr! Betreten verboten! Durch die europäische Brille sah man überall imaginär die großen Warnschschilder mit der entsprechenden Aufschriften aufpoppen. Nicht so hier. Naja, wir waren ja inzwischen auch ziemlich weit von Europa entfernt. Hier zählte Improvisation. So standen schon auf beiden Seiten Träger vor mehreren Jeeps die ihre Beladung in Form von Gütern aller Art über die Stelle schleppten. Es war nicht mal der kleinste Bagger zu sehen. Wir hörten, man wolle die Straße in 1-2 Monaten wieder herstellen, wenn der Monsun vorüber sei. Bis dahin war die einzige Straßenverbindung unterbrochen.
 
Wir haderten kurz, ob wir es riskieren sollten das lose Geröllfeld, das sich uns bot, zu durchqueren. Die Träger machten es uns zwar die ganze Zeit vor und so sahen wir zumindest, dass sie nicht gleich in die Tiefe gerissen und verschüttet wurden, aber noch wagten wir selber keinen Schritt vorwärts. Dann lief ein älterer Mann an uns vorbei und nachdem er die Mitte erreicht hatte, ließen wir letztendlich alle Zweifel über Bord fallen und folgten ihm. Er war wohl fast so alt wie wir beide zusammen, aber barfuss lief er behände durch das Katastrophengebiet. Er sagte uns im Vorbeigehen wir sollen die Schuhe ausziehen und:
 
"Bitte leise laufen!"
 
Wie bitte? Ja, dann würde schon nichts von oben nachrutschen. Na, wenn er so sein Leben lang überlebt hatte, musste zu mindestens irgendwas dran sein, hofften wir.
 
Wir liefen also leise und schnell durch die lose Geröllmasse.
 
Der alte Mann hatte zudem einen pinken, großen Reisetrolley mit Rollen geschultert. Absurd! Das Ding war hier, zwischen all den Gesteinsmassen, wirklich total fehl am Platze. Mit so einem Koffer kam man auf dem glatten Boden eines Flughafen sicher gut zurecht, aber bestimmt nicht in einem Erdrutsch auf dem Dach der Welt. Der Mann trug seinen Koffer trotzdem mit stoischer Ruhe und Gelassenheit abwechselnd auf dem Kopf oder gebückt auf dem Rücken. Wir weit es noch bis Danaqyu sei fragten wir. Er sagte ganz ruhig und als wenn es das natürlichste der Welt sei: „Nur noch vier Stunden“ und leichtfüßig lief er dabei weiter, als wäre es ein Spaziergang mit seinem unergonomischen Klotz. Wir schauten uns an. Nur noch vier Stunden? Wir überlegten kurz. In Deutschland wäre so eine Szene wahrscheinlich reif für die “Versteckte Kamera“ gewesen. Hier war zu mindestens ziemlich sicher keine und das ganze einfach nur Alltag im Gebirge.
Wieder mal merkt man, dass die Menschen zwar inzwischen schon Smartphones haben, ihr Denken und Lebenseinstellung auf Grund der Verhältnisse in denen sie zu Hause sind grundlegend anders ist.
 
In den Gegenden der Sherpas werden alle Entfernungen in Marschstunden gerechnet. Sechs Stunden hier hin, eine Stunde da hin. Nach zwei Stunden waren wir immer noch einiges von Danaqyu entfernt und es dämmerte schon.  Die angegebenen Zeitstunden stimmten meistens, wenn man wie die Sherpas ohne Pausen durchmarschierte.
 
Wir konnten also nicht einfach doppelt so schnell laufen, die Zeit war knapp bemessen, sondern wir mussten einfach doppelt so lange laufen, um mehr Strecke zu schaffen. Länger durchhalten. Deshalb war früher loslaufen und später aufhören angesagt.
 
An diesem Tag hatten wir noch die Sorge das wir den Trek in nicht ausreichender Zeit schaffen würden, um rechtzeitig bis zu unserem Rückflug in Kathmandu zu ein. Wir hatten außerdem keine Ahnung wie lange es wirklich dauern würde und in der Abgeschiedenheit der Berge kommt es dazu in der Regel anders als man denkt. So waren viele unserer vorherigen Erfahrungen. Wir waren außerdem noch nicht an das Marschpensum adaptiert und nach acht Stunden machte sich die erste Erschöpfung bemerkbar. Am nächsten Tag mussten wir sicherlich mindestens 12 Stunden laufen um das Extra-Pensum zu packen. Wir freuten uns deshalb, als kurz nach dem Erdrutsch ein Jeep mit Mensch und Material überholte. Wir forderten Sie auf zu stoppen und wollten auf das total überladene Fahrzeug aufspringen. Es gab allerdings keine Sitzplätze im Inneren mehr. Sie wollten uns einfach nicht mitnehmen. Auf dem Dach war neben dem Gepäck allerdings noch Platz. Theoretisch.... Zumindest für Nepalesen. Erst hiess es nämlich: Ausländer und besonders Frauen dürfen nicht auf dem Dach sitzen. Es sei zu gefährlich. Neben dem Weg ging es oft mehrere hundert Meter in die Tiefe. Während noch wild diskutiert wurde, das wir keinen Platz auf dem Geländewagen bekommen könnten, saß Corinna inzwischen längst auf einem Hartschalenkoffer oben auf dem Dach und grinste herunter. Was sollten sie da noch machen? Schnell versuchten die Nepalis noch die unten sitzende Männer gegen Corinna auf dem Dach zu tauschen. Sie bestätigte von oben sie wolle definitiv keine (Ausländer)- Sonderbehandlung und jemanden den Platz weg nehmen. So durfte auch Olli dann auf einem Reifen auf dem Dach Platz nehmen. Das akzeptierten Sie dann kopfschüttelnd und es ging endlich los.
 
Die Jungs hatten recht. Auf dem Dach war die Hölle los. Man musste wirklich extrem aufpassen nicht herunter zu fallen. Der alte Wagen ächzte, die Gepäckstücke auf dem Dach waren nur notdürftig verschnürt und deshalb darauf  sitzend die reinste Rutschpartie. Ein Festhalten nur durch ständiges festkrallen mit Händen und Füßen an den Stahlstreben des Gepäckträgers möglich. Kurze Zeit später bedauerten wir schon die Entscheidung den Jeep genommen zu haben. So viel schneller als zu Fuß ging es an vielen Stellen dann auch nicht. Oft war dann an sehr schmalen Passagen dann auch wieder nur Schritttempo oder Absteigen und Laufen angesagt. Welche unserer beiden Fortbewegungsvarianten in den letzten Stunden nun insgesamt anstrengender waren und wo wir letztendlich mehr Kalorien verloren hatten war nicht ganz klar…Unsere Arme spürten wir zumindestens bald nicht mehr. Bei einigen Neigungen des Fahrzeugs immer nahe am Abhang  stockte uns zudem der Atem, da wir am höchsten Punkt vom Fahrzeug natürlich auch den größten Ausschlagsweg hatten. Oft konnten wir so weit über den Rand in die Tiefe schauen, dass es aus unserer Perspektive so aus sah, als ob wir gerade kippen würden. Sekunden erschienen einem wie Stunden. Jetzt bloß nicht abrutschen. Zudem hatte sich doch der Angstschweiß, an den Handinnenflächen ausgebreitet, so dass diese auch noch glitschig waren. Stand das Fahrzeug mal für einige Zeit still oder die Strecke war überschaubar in Ordnung, so musste man sich schnell die Hände abtrocknen, um für die nächsten Kurve wieder „Gripp“ zu haben. Die Tatsache das Nepalis und Inder leichtfüßig auf den Dächern von Autos, Reisebussen oder Zügen saßen, muss mit ihrem geringen Eigengewicht zusammenhängen oder Shiva redet da noch ein gehöriges Wörtchen mit. Nur so können wir uns das erklären. Entspannt ist auf jeden Fall ganz anders.
Leichter gesagt als getan. Mit dem Nötigsten im Rucksack, ging es strammen Schrittes bergauf ohne zurück zu schauen. Schon am späten Nachmittag trafen wir auf den Erdrutsch. Wie in Nepal üblich war die Stelle völlig ungesichert. Sofort war klar: Hier kommt wirklich kein Fahrzeug mehr durch. In Europa hätte man diesen Bereich sicherlich weiträumig abgesperrt und keinen auch nur in die Nähe gelassen, bis dann schweres Gerät zum Räumen und Planieren der Straße eingetroffen wäre und der vorher oberhalb liegende Hang gesichert war. 
Nach dem wir die erste Ernüchterung zurück im Guesthouse überwunden hatten stand unser Plan fest. Wir überlegten hin und her. Kalkulierten Zeit und Möglichkeiten durch. Wir entschieden uns. Wenn wir einfach ein doppelt so viel Gas geben würden, dann müsste es zu Fuß doch noch irgendwie klappen. Plan B hieß also:
 
Wer schneller läuft ist eher da!
 
Also beschlossen wir wieder ein Stück zurückzufahren, um nicht wirklich den nachts geträumten Alptraum mit dem abgeschnittenen Rückweg war werden zu lassen. So unrealistisch war das nämlich gar nicht.... Wir minimierten also das Risiko und wollten unsere Moppeds an einem etwas tiefer gelegenen, sicheren Ort stehen lassen.
Der bevorstehende sportliche Marsch sorgte allerdings insgesamt für weniger Unbehagen, wie die Tatsache an einem völlig fremden Guesthouse in der Einsamkeit des Annapurnamssives seine Motorräder und seine Ausrüstung zurück zu lassen. Immer noch kamen Erinnerungen an Georgien hoch, wo wir bestohlen worden waren. Nochmal wollten wir das nicht riskieren. Wenn man so wie wir unterwegs war, dann hat man sicherlich zu seinem Material eine noch speziellere Beziehung, als zurück in der (Überfluss)-Heimat. Unterwegs ist das alles was man hat und nach so langer Zeit bekommt es einen anderen, persönlichen Wert. Jeder Topf und Deckel, jedes Teil vom Werkzeug gehören so quasi zur Familie, aber die Idee den Annapurna Trek deshalb nicht zu machen war ausgeschlossen. Oft im Leben muss man eine Entscheidung treffen. Für eine Motorradreise, einen Beruf, etc.  Der "Jetzt oder nie" Moment! Wir hatten uns entschieden. Wir nahmen nur die Wertgegenstände mit und alles andere liessen wir dort, nachdem alle maximal gesichert und festgekettet wurde. Die Betreiberin war sehr nett und wir hatten irgendwie gleich ein gutes Gefühl und versprachen in 7-9 Tagen nach diesem „Kreis-Lauf"wieder am Ausgangs(start)punkt zurück zu sein. Hofften wir zumindest....
 
Wir liefen also “mal eben schnell“ die Annapurnarunde.
Am nächsten morgens fuhren wir dann trotzdem erstmal müde und trotzig weiter um zu sehen was los war. Der Boden war noch aufgeweichter, so dass wir extrem schlecht voran kamen. Überall tiefe Furchen im Schlamm und es war so glitschig das wir wieder mehrmals hinfielen.  Zudem verfestigten sich die Aussagen, dass es wirklich kein Durchkommen gab, wie uns immer wieder Leute erklärten.
 
Der Weg nach Manang mit dem Fahrzeug war nun wohl wirklich abgeschnitten. Jetzt musste es wohl oder übel schon ab hier zu Fuß weitergehen.
 
Mist…so war das doch nicht geplant…und die ganze Runde laufen in nun nur noch acht Tagen war so gut wie unmöglich. Wir gaben mit den Moppeds auf. Es musste dringend ein Alternativplan her.
 
Zurück am Guesthouse stellte Ollis blutiges Schienbein uns kurz vor eine weiters Rätsel und ließ uns kurzzeitig auf andere Gedanken kommen. Aufgrund der hohen Motorcrossstiefel war es ziemlich unmöglich dort beim Sturz einen solchen blutenden Kratzer zu erhalten, aber wie sollte er denn sonst dort hin gekommen sein. Als der Sohn vom Guesthousebesitzer nach Hause kam und uns seine Beine zeigte wussten wir was der wahre Grund war.
 
Aufgrund des Regens gab es hier eine Flut von Blutegeln. Sie saugten sich fest und labten sich so an ihrem Wirt. In dem Motorradstiefeln musste das ziemlich unbequem für den Blutegel gewesen sein, aber er hatte es wohl doch irgendwie dort rein geschafft. Jede Pfütze, und das nasse hohe Grass birgt nun die Gefahr sich Blutegel einzufangen. Aber mit nur einer blutenden Stelle waren wir ziemlich gut davon gekommen, wenn man sich dagegen die Füße des Sohnes unseres Guesthousebesitzers genauer ansah..., der gerade wohl von einer Wiese die Kühe geholt hatte.
Es schüttete Bindfäden vor unserem Fenster. Es war August 2014. Wer jetzt einen Fuß nach draußen setzte war innerhalb von 30 Sekunden sofort klitsch nass. Maaaaan! Solche Wassermassen, die hier jeden Tag vom Himmel fielen, kannte man in Deutschland nur unter der Dusche. Dieser Zustand in Pokhara hielt nun schon seit einigen Tagen an. Jedes mal wenn man den Fuß vor die Tür setzte, peitschte einem der Regen entgegen. Der Monsun hatte offensichtlich an Heftigkeit zugenommen. 
 
Wir wollten den Annapurna Trek dem Monsun zum Trotze machen und dies mit unseren XT´s.
 
So war zu mindestens der Plan…. Gegen den Uhrzeigersinn sollte es den sogenannten Annapurna Circuit bis nach Manang mit den Moppeds hinauf gehen. Von dort wollten wir die kleine Runde über den Kardung La, Muktinath, Jomson, Manang dann zu Fuß wieder zurück laufen. Danach alles wieder zurück tuckern. Theoretisch war das möglich. Wir hofften dabei auf den sogenannte Regenschatten hinter dem Annapurnamassiv, der laut diversen Internettrekkingforen vorhanden sein sollte und eine natürliche Barriere für den indischen Monsun darstellte. So hofften wir zu mindestens. Ganz sicher waren wir uns da allerdings nicht, ob die “Forenjunkies“ auch mit Bezug zur Realität schrieben. Zudem lief uns inzwischen mal wieder die Zeit davon. Schon seit Tagen saßen wir in unserem Guesthousezimmer in Pokhara fest und warteten auf Wetterbesserung. Erledigten mit dem nepalesischen „Schneckeninternet“ online einige Sachen die in den letzten Wochen liegen geblieben waren. Aber jetzt gab es einfach nichts mehr zu tuen. Wir wurden kribbelig und wollten endlich weiter. Anfang September sollte es für wichtige Termine ohne Moppeds zurück nach Deutschland gehen. Vor einigen Wochen hatten wir einen Flug, natürlich ohne Rücksprache mit dem Wettergott, gebucht. Nun wurde die Zeit knapp und so hieß es irgendwann:
 
Kamikaze! „Auf die Gäule fertig los“
 
Von Tatopani an war die Strasse zu dieser Jahreszeit noch einigermassen ok. Ein Erdrutsch zwischen Khudi  und Ngadi war gerade weggeräumt worden und wir blickten ängstlich den lehmigen ungesicherten Hang hinauf. Jetzt bloß nicht laut Gas geben und durch die Vibrationen einen weiteren Erdrutsch auslösen, dachten wir uns. Ängstlich blickten wir dann den losen Hang hinauf, um im Notfall doch noch Gas geben zu können und der Lawine im Notfall ggf. irgendwie zu entkommen. Doch es blieb glücklicherweise alles ruhig. Später wurde es dann allerdings anstrengender. Der unbefestigte Weg war matschig, große, hervorstehende Steine waren noch schlüpfrig und am Nachmittags fing es wie jeden Tag wieder an zu regnen. Es wurde bald immer schlechter. Gerade losgerappelt wollten wir natürlich nicht gleich wieder aufgeben. Wir kämpften uns stoisch weiter durch die Wassermassen die Petrus von oben auf uns abfeuerte und die vielen Sturzbäche die den Weg fluteten.
Immer mit dem Nest Chamche als Ziel vor Augen, da es dort als erstes Dorf, hinter dem Annapurnamassiv, hoffentlich besser werden sollte. So redeten wir es uns auf jeden Fall inständig ein. Chamche, Chamche wir fahren jetzt nach Chamche, riefen wir über Funk. -Die Ähnlichkeit mit dem Schlachtruf: Berlin, Berlin wir fahren… kommt nicht von ungefähr und steigert in solchen Momenten die Motivation ungemein! Total bekloppt! Wurde auch alsbald auch schnell wieder gedämpft, denn mehrmals fielen wir auf dem rutschigen Weg mit den Motorrädern auf die Seite in den Schlamm. Es war inzwischen dunkel geworden und mit unseren Funzeln an den alten XT´s machte es noch weniger Spaß. Chamche, obwohl nur noch 30 km weit weg, war bei diesem Tempo noch einen Tag entfernt. Wir waren total am Ende. Das nächste einfache Guesthouse was wir sahen, sollte unser Nachtquartier werden. Das erste was irgendwie danach aussah, war zwar nur ein Bretterverschlag mit undichtem Dach aus Wellblech, aber wir waren trotzdem froh darüber.
 
Der Besitzer machte natürlich auch große Augen, als er die schweren Maschinen mit viel Gepäck  zur späten Stunde inklusive völlig durchnässter Besatzung zu seinem Guesthouse hinauf quälten. Meistens freuen sich auch die Erwachsenen wie kleine Kinder und in Indien, Nepal sind die Menschen besonders neugierig. Da kann es regnen wie es will. Das ist völlig egal. Solange ihr Haus nicht selber brennt, kommen sie vorbei zum Schauen. Erstmal verbreitet sich so ein Großereignis in Windeseile und ruckzuck steht das ganze Dorf beim Abladen um einen herum und beobachtet wirklich jeden einzelnen Handgriff. Doch es kam noch besser. Man verschonte uns nicht mit einer abendlichen Hiobsbotschaft. Bestätigt durch bekräftigtes, bejahendes „Nicken“ der Umstehenden. Mit faltiger Stirn erklärte nämlich unser "Guesthousebesitzer", dass die Straße ein Stück weiter durch einen Erdrutsch ab Jagat total verschüttet sei. Jeglicher Transport nach Manang würde sogar schon über die Westseite vom Anarpurnacircle und für die unteren Dörfer der Ostseite über den Erdrutsch per pedes herüber getragen. Wir versuchten ihm dennoch zu erklären, dass es irgendwie schon gehen würde, aber er winkte nur ab. Nicht einmal Esel oder Moppeds könnten queren. Es wäre schon eine ganze Weile so und es hörte sich von Ihm leider auch irgendwie endgültig an. Uns schwante Ungemach. So wie damals in Pakistan mit der „Motorrad Trageaktion“ kamen wir wohl nicht weiter schwante es uns schon.
Verdammt! Ein paar Tage zuvor hatten wir genau diese Frage im zuständigen Tourist Office für den Anapurnatreck erfragt und man erklärte uns, das der Weg trotz Monsun ohne Probleme frei wäre! Wie passt das jetzt wieder zusammen?
 
Weiß in diesem Land überhaupt einer was los ist? 
 
Der Annapurna Trek, die wohl bedeutendste Trekkingroute neben dem Everest, ist seit Wochen unpassierbar und die einzige "Behörde", die nur für die Region zuständig ist und dazu noch mit internationalen Hilfsgeldern gefördert wird, war völlig ahnungslos.
 
Über einen Monat nach unserer Tour sollten dies die Welt und vor allem die Angehörigen der Vermissten und Erfrorenen am Thorung La auf viel bittere Art und Weise erfahren, was hier alles nicht funktioniert. Über 2o Menschen und Einheimische starben am Kardung La über einen Monat nach uns am 17.10.2014 in einem unerwarteten aufkommenden Schneesturm. Es dauerte Tage bis überhaupt klar war,  wie viele Personen sich noch auf dem Weg aufhielten und wer überhaupt vermisst war. Dabei gibt es eigentlich auf dem ganzen Trek Checkposts wo man sich eintragen musste, um so nachzuvollziehen in welchem Abschnitt die Personen sich aufhielten. Die Tragödie ein weiteres Jahr später mit dem gewaltigen Erdbeben am 24. April 2015 mit ca. 10.000 Toten stellte das dann noch einmal alles in den Schatten.
 
Wir waren zu erschöpft und hofften einfach das sich am nächsten Morgen irgendwie eine Lösung finden würde. Das Gefühl vom Regen der auf das Wellblechdach prasseln konnte und nicht mehr direkt durch die Motorradkleidung fühlte sich gut an. Was ein Dach über dem Kopf doch so ausmachen kann und sofort waren wir eingeschlafen.
Es regnete die ganze Nacht auf unsere Bretterbude und ließ überhaupt nichts Gutes für den morgigen Tag erhoffen. Zwischendurch wachte Olli gar mit Alptraum auf und denn mir wurde mitgeteilt worden uns wäre auf unbestimmte Zeit auch noch der Rückweg durch einen neuen Erdrutsch abgeschnitten und für die nächsten Monate kämen wir hier gar nicht mehr weg.
Die Relativität der Zeit
              auf dem Annapurna Trek
                               
                                                „Bitte leise laufen!“
Nepal   
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Steckbrief
Nepal
 
Land:
Nepal befindet sich in Südasien und erstreckt sich vom 26. bis 30. nördlichen Breiten- und vom 80. bis 88. östlichen Längengrad und umfasst eine Fläche von 147.181 Quadratkilometer. Nepal liegt zwischen Tibet im Norden und Indien im Süden.(Bevölkerungsdichte 180 Einwohner pro km² )
 
Einwohner:
26.494.504
(Stand: Nov 2012)
 
Hauptstadt:
Kathmandu
 
Sprache:
Nepalesisch
 
Währung:
Nepalesische Rupie (NPR)
Derzeitiger Wechselkurs:
1 € = 112 NPR
 
Gefahrene Kilometer:
Motorrad: km
Bus:  km
Jeep: 8 km
Gewandert: 118 km
Gesamtkilometer :   km
 
Zeitraum:
28.04.2014- 23.05.2015
23.01.2015 - 15.02.2015 ..867 km
22 Tage
 
Täglicher km Durchschnitt:
(Auch Ruhetage und Wandertage sind inbegriffen)
39,8 km/Tag
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Indien:
16.04.2015
 
Schwimmen im Haifischbecken bzw. Motorradfahren am unteren Ende der Nahrungskette
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KKH:
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Auf in den Karakorum
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14.08.2014
 
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Pakistan/
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Pakistan a Hard Country
oder Area is not clear!
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17.08. 2013
 
Das Meer am See
Griechenland:
01.09. 2013
 
Mutige Mönche + keine Kupplung
Georgien:
20.10. 2013
 
Murphys Gesetz, Chacha + 10.000km
Iran / Persien:
31.01. 2014
 
Wir sind Millionär in 1001 Nacht!
Türkei:
25.10. 2013
 
Tee Tee Tee + türkische Hochzeit
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Letztes Update: 09.03.2017
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