Pejë; Decan; Gjakovë; Vermicë
Hoch oben auf dem Bergpass zur nicht vorhandenen Grenze.
Die letzten fünf Kilometer gingen wie im Fluge vorbei und hinter der nächsten Ecke sollte nun die Grenze liegen.... Aber was war das? Weit gefehlt! Es gab natürlich gar keine Grenze! Die Straße war weggerissen und endete mit drei Panzersperren.
Ein rumänisches Pärchen das auch gerade mit ihrem Auto eintraf, war völlig entnervt nach der schlechten Nachricht. Ein weiter kommen mit dem Auto war definitiv nicht möglich.... Mit der Enduro hingegen wäre es ein Kinderspiel......! (-; Aber halt nicht ganz legal.... Man fragte sich warum es keinerlei Hinweise auf der Strecke vorher dazu gegeben hatte. In unserem Navi stand diese als durchgehende Straße eingezeichnet und sogar als Grenzübergang. Naja so leicht gaben wir nicht auf, dachten wir uns. Wo ein Pfad ist, da gibt es für die Enduro auch einen Weg. Wir bahnten uns also ein paar Kilometer auf einer Schotterpiste durch das einsame Grenzgebiet. Damit waren wir somit schon mal illegal im Kosovo. Die nächste Ortschaft wäre nur noch 15 km entfernt gewesen. Na kein Problem, aber wie sieht es aus mit der Fahrzeugversicherung und den Einreiseformalitäten? Erste Zweifel kamen bezüglich unserer Entscheidung auf. Leider waren wir noch nie hier, als das wir dies alles wirklich sicher beurteilen konnten und beschlossen trotzdem erst einmal mit Tom und Lilly noch ein Stück weiter zu fahren.... „Vielleicht gibt es ja irgendwo doch noch ein Grenzhäuschen“ hofften wir noch irgendwie insgeheim. Es kam natürlich nichts. Die Zweifel wuchsen weiter. Gibt es im Gefängnis im Kosovo auch das Recht auf Fernsehen und ist der Besitz eines Aquarium auch genau so erlaubt so wie in Deutschland, falls uns die Grenzpolizei doch schnappt? Das Ziel war doch zum Greifen nahe. Nur noch ein paar Kilometer und wir hätten uns eine nette Mittagpause in Pec verdient. Teufelchen links und Engelchen rechts stritten miteinander.... Tu es der kommende Umweg ist viel zu lang! Tu es nicht, viel zu gefährlich! Letztendlich gewann das brave Engelchen und wir traten verärgert und völlig frustriert über den verlorenen Tag den Rückweg an, obwohl es nun mehr als 150 km Umweg waren und das auch noch kreuz und quer durch die Berge....! Auf dem Rückweg kamen uns sogar noch tschechische Motorradfahrer entgegen. Wir stoppen Sie, konnten sie jedoch nicht überzeugen das diese Straße eine „Dead Road“ ist. Sie glaubten uns einfach nicht und wollten es genau wie wir wohl nicht wahr haben und fuhren einfach weiter. Total verrückt! Unglaublich, wie viele Leute hier Stunden auf der vermeintlichen Straße zur Grenze verschwenden, und es doch nicht den geringsten Hinweis darauf gab das es eine Sackkasse ist. Das ist der Balkan. Hier ist halt schon alles ein bisschen anders, als in „Good Old Germany“ mit seinen Schilderurwäldern.
Trotzdem hier ein kurzer Aufruf. Falls jemand mal von Andrejevica (Montenegro) in Richtung Pec (Kosovo) fahren sollte. Stellt doch bitte ein Schild in mehreren internationalen Sprachen auf, das auf dieses tote Gleis hinweist. Vielen Reisenden würdet ihr hiermit einen großen Dienst erweisen.
Am Abend erreichten wir nun zum zweiten Mal eine Grenze in den Kosovo und diesmal hatten wir Glück. Die Straße ging weiter und es gab sogar einen besetzten Grenzposten. Na das ist doch schon mal etwas. Die ersten Worte auf albanisch (mirëdita = guten Tag/ mirupafshim = tschüs) wurde uns von dem lächelnden kosovarischen Grenzbeamten schon mal beigebracht. Er machte dies aus weiser Voraussicht, weil wir im Kosovo nicht ewig bleiben wollten und unser nächstes Ziel Albanien hieß. Aber jetzt heißt es erst mal legal rein in den Kososvo und dafür brauchten wir den Stempel und zusätzlich mussten wir eine Motorradversicherung abschließen, da hier die grüne Versicherungskarte nicht mehr galt. Ich begab mich zu dem Schalter wo ich auf „schwitzerdütsch“ nett empfangen und alle nötigen Papiere erstellt wurden. Olli amüsierte sich unterdessen mit einer Horde von Straßenkindern, die jeder der Reihe nach einmal den Motor von Tim aufheulen lassen wollten. Die Kinder waren so begeistert, dass sie vergaßen uns ihre Sachen, welche sie von den Eltern aus verkaufen sollten, anzubieten. Das Gerangel wurde aber immer wilder und es wurde schwierig die Übersicht zu behalten, über die eigenen Sachen am Motorrad. Solche Umstände sind uns nicht unbekannt und machen uns auch keine Sorgen, jedoch schienen die Grenzbeamten dort anderer Meinung zu sein. Der Mann mit dem schweizerischen Akzent entschuldigte sich tausendmal bei Coco und obwohl Sie ihm sagte es wäre kein Problem, schickte er gleich einen Kollegen los. Direkt nach dem dieser das Mopped erreicht hatte, verpasste er erst mal einem der Jungen eine schallende Backpfeiffe. Dieser schrie und heulte sofort los. Wild gestikulierend wies er die Kinder in Ihre Schranken, welche langsam den Rücktritt antraten. Die Mädchen setzten sich schüchtern wieder vor die Verkaufsboxen und die Jungen schimpften, aber verschwanden langsam. Die Wogen glätteten sich, der Zollbeamte war sichtlich zufrieden mit seinem Ergebnis und wir hatten ein schlechtes Gewissen. Waren wir doch durch unsere Anwesenheit indirekt ein wenig mit Schuld an der Abreibung. Trotz des freundlichen Empfanges der Beamten trübte dieses Ereignis doch ein wenig die Ankunft im Kosovo.
Da wir ab nun ein wenig schneller Reisen wollten blieb uns in dem Land nur eine Übernachtung. Wir begegneten einem sehr hilfsbereitem aufgeschlossenem Volk, was sehr aufmerksam verfolgte was wir machten und blieben wir irgendwo stehen z.B. um den Weg abzusprechen wurde uns an jeder Ecke Hilfe angeboten. Es sind die kleinen Dinge die einem im Gedächtnis bleiben. An der Tankstelle z.B. lief der Besitzer hinter uns her nach dem wir fertig getankt hatten und wir fragten uns schon was wir falsch gemacht hätten. Doch er wollte uns nur 2 kalte Flaschen Wasser schenken. Einfach so. Es sei so heiß und wir hätten noch so weit zu fahren. Hat so etwas schon mal jemand in letzter Zeit beim Tanken in Deutschland erlebt?
Die Bevölkerung ist durchschnittlich die jüngste in Europa. Über die Hälfte der dort ansässigen Menschen ist jünger als 25 Jahre alt. Der Kosovo gehört zu einer der jüngsten Nationen. Nicht nur vom Alter der Menschen, sondern auch von seiner Entstehung welche vor fünf Jahren durch die Abnabelung von Serbien entstanden ist. Viele waren in der Kriegszeiten als Flüchtlinge in Deutschland. Deshalb hat man auch oft mit der deutschen Sprache keine Probleme.
Unsere Nacht in einem durchweg von Einheimischen bewohnten Hotel neben der Straße hatte dann schon früh morgens ein Ende, denn an dem Tag sollte dort eine Hochzeit stattfinden. Zunächst wurde die Musikanlage erst einmal so richtig getestet, wir glauben eine Dezibel Grenze gibt es seit dem wir uns auf dem Balkan befinden nicht mehr… Auf unserer Etage begann als bald ein reges Treiben. Die Frauen der Gesellschaft zogen sich in der albanischen Tracht an, was eine gefühlte Ewigkeit dauerte. Eine Etage tiefer wurde schon um 9.00Uhr ausgelassen getanzt. Dann wurde die Braut hergerichtet. Sie stand direkt vor unserer Tür mitten im Flur, um sie herum wurden Kleidungsstücke ausgelegt und von allen Seiten wurde von unzähligen weiblichen Verwandten etwas zurecht gezupft und geruckt, bis die nächste Lage angezogen werden konnte. Wie viele Lagen die einheimische Tracht hatte konnten wir nicht erkennen, aber auch als wir dachten sie sei so gut wie fertig, lagen um sie herum noch verschiedenste goldbestickte Umhänge die sie wahrscheinlich noch anziehen sollte. Wir erhaschten noch einen letzten Blick in den Tanzsaal, welcher sich immer weiter füllte und verschiedenste Trachten zeigte, um dann auf unsere Moppeds zu steigen und weiter zu ziehen. Heute Abend wollen oder inzwischen müssen wir doch schon in Albanien sein....
Terzijski Brücke nach ottomanischem Baustil
Ein PS ist vielerorts noch Gang und Gebe.
So sieht übrigens ein Grenzübergang aus der nicht mehr existiert oder nie existiert hatte ? Verdammte Navis...
Nach ca. drei Stunden Serpentinenfahrt über einem wundervollen Pass hatten wir, aus der montenegrinischen Stadt Andrejevica kommend, kurz vor der vermeintlichen Grenze zum Kosovo am Vorabend unser Zelt aufschlagen, um dann ausgeruht einzureisen. Unser erstes Ziel sollte die nur noch ca. 20 km entfernte Stadt Pec sein.
„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren“
Benjamin Franklin
Kosovo
Land:
Kosovo ist als stabilisiertes De-facto-Regime eine Republik in Südosteuropa auf dem westlichen Teil der Balkanhalbinsel. Es hat eine Größe von 10.908 Quadratkilometern.
Einwohner:
1,803 Millionen
Hauptstadt:
Prishtina/Priština
Sprache:
Albanisch und Serbisch
auf lokaler Ebene auch Bosnisch, Romani und Türkisch
Währung:
Euro
Gefahrene Kilometer:
Tim und Lilly: 265 km
Zeitraum:
13.06.2013- 14.07.2013
Tage: 1 Tag
Täglicher km Durchschnitt:
(Auch Ruhetage sind enthalten)
Tim und Lilly: 265 km/Tag
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Letztes Update: 09.03.2017
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